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1955 - 1963

Am Anfang war Josef Schwarz, ein begeisterter Schwimmsportler und Mitglied des Deutschland-Achters bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. Nach dem Kriegsende fand er hier in Aichach eine zweite Heimat und baute mit seinem Freund Combes eine Firma für Elektroanlagen auf. Schon bald übernahm er die Betreuung der Wassersportler des TSV Aichach. Als früheres Mitglied der DLRG war es ihm aber ein besonderes Anliegen, auch hier in Aichach eine Wasserwacht-Ortsgruppe aufzubauen. 1955 war es dann soweit: Neben den Schwimmsportlern aus den Reihen des TSV konnte Schwarz viele junge Mitarbeiter seiner Firma, aber auch Mitglieder der Sanitätskolonne für seine Idee gewinnen und die neue Ortsgruppe (damals noch Abteilung) mit circa 25 Mitgliedern beim Wasserwachtbezirk Oberbayern anmelden. Von einer Gründungsversammlung ist nichts überliefert, und sie hat wohl auch nie stattgefunden. Der alte Hase Josef Schwarz war ohnehin der einzige, der den Sachverstand und die Autorität für die Leitung der neuen Ortsgruppe besaß. Nur die Aufgabe von Schriftführer und Kassier delegierte er an geeignete Mitglieder.

Schwarz und seine Mannschaft verpflichteten sich, den Wachdienst im alten Freibad zu übernehmen. Dafür gewährte ihnen die Stadt Aichach freien Eintritt und stellte eine ehemalige Umkleidekabine als Wachraum zur Verfügung. Dort fanden aber auch gesellige Veranstaltungen statt. Die Freibadesaison begann für die Aktiven alljährlich mit dem sogenannten Anessen und endete mit einem Abessen. Wir haben diese Tradition bis heute bewahrt. Die älteren Mitglieder erinnern sich aber noch gerne an die ausgelassenen Feiern, die damals in der engen Wachkabine stattfanden. Für die Aktiven im Wachdienst hatte dieser Raum noch einen besonderen Reiz: Er grenzte an eine Umkleidekabine für Damen und in der hölzernen Zwischenwand waren einige Astlöcher...

"Jeder ein Schwimmer, jeder Schwimmer ein Retter" lautet ein Motto der Wasserwacht. Dieses hohe Ziel bedeutete für unsere Ortsgruppe eine gewaltige Aufgabe, denn ein großer Prozentsatz der Bevölkerung konnte damals nicht schwimmen. Das galt auch für die Schulkinder. Daher begann schon kurz nach der Gründung die Abhaltung von Schwimmkursen für Kinder und Erwachsene. Diese selbstgewählte Pflicht hat die Arbeit unserer Ortsgruppe in den letzten Jahren geprägt und große Anerkennung in der Bevölkerung gefunden.

Das alte, 1932 erbaute Freibad bot nicht gerade ideale Voraussetzungen für Training, Wachdienst und Schwimmausbildung. Aus heutiger Sicht war es eine Kuriosität, oder man könnte auch sagen, es war total biologisch. Alles bestand aus Holz: das Becken, die Kabinen, das Kassenhaus, die Treppen und die Stege. Das naturtrübe Wasser stammte von der vorbeifließenden Paar. Kein Gramm Chlor reizte das Auge des Badebesuchers. Man vertraute auf die Selbstreinigungskraft des Wassers, und so bestand die einzige Maßnahme zur Wasseraufbereitung darin, das Becken alljährlich abzulassen, die erheblichen Schlammablagerungen mühsam zu entfernen und wieder frisches Paarwasser einzulassen.

Ein weiterer Einsatzort für die junge Ortsgruppe war der Hieslinger Weiher. Man kann es sich heute nicht mehr vorstellen, dass dort bis in die 60er Jahre ein reger Badebetrieb herrschte. Die Aichacher Wasserwachtler fühlten sich jedenfalls in der Pflicht, von 1957 bis 1962 auch dort einen Wachdienst zu stellen, der überwiegend von Mitgliedern aus dieser Gegend übernommen wurde.

Gleich nach der Gründung der Ortsgruppe bemühte sich Schwarz erfolgreich um Trainingsmöglichkeiten für die Zeit vor und nach der Freibadesaison. Von 1957 bis 1963 konnten sich die Aktiven einmal wöchentlich am Training der Augsburger Wasserwachtgruppen im Stadtbad Augsburg, dem damals einzigen Hallenbad im weiten Umkreis, beteiligen. Dies war jedoch mit großen Einschränkungen verbunden: Die Fahrt dorthin erfolgte mit dem Firmenkombi von Schwarz, der trotz krimineller Überladung nur zehn bis zwölf Personen aufnehmen konnte. Im total überfüllten Hallenbad stand jeder Ortsgruppe nur eine neun Meter lange Querbahn zur Verfügung; zudem war das Untergeschoss des Beckens den gleichzeitig trainierenden Tauchern vorbehalten. Trotz aller Widrigkeiten haben diese Übungsabende geholfen, die langen Monate der kalten Jahreszeit zu überbrücken.

Im alten Freibad stand den Badegästen auch ein Ein-Meter-Sprungbrett zur Verfügung. Das genügte den sportlichen Wasserwachtlern jedoch nicht. In Eigenleistung errichteten sie 1957 einen Drei-Meter-Turm mit Sprungbrett. Um auch die erforderliche Wassertiefe zu erreichen, musste das Becken unter dem Sprungbrett von 2,5 auf 3,5 Meter vertieft werden. Das war bei dem halbvermoderten Holzboden des alten Freibades kein großes Problem. Allerdings zeigte sich bei der Schlammentleerung im darauffolgenden Jahr, dass sich in dieser Beckenvertiefung zahlreiche Aale angesiedelt hatten.

Doch die Tage des alten Freibades waren gezählt. Bereits 1959 beginnt die Planung für ein neues Freibad an gleicher Stelle. Auch die Wünsche unserer Ortsgruppe werden dazu gehört und danach eine feste, 20 Quadratmeter große Wachkabine miteingeplant. Die weitergehenden Wünsche, z.B. nach einem Sprungturm (mit eigenem Becken), fallen aber dem Rotstift zum Opfer.

Trotzdem war die Freude groß, als 1961 das neue Bad seine Pforten öffnete. Auch von der Bevölkerung wir es begeistert aufgenommen. In der ersten Badesaison zählte man an manchen Tagen über 2600 Besucher. Nun waren natürlich die äußeren Voraussetzungen für den Wachdienst, die Nichtschwimmerkurse sowie für Ausbildung und Training fast optimal. Dies galt besonders für die Kinderschwimmkurse. Um den großen Andrang zu bewältigen, mussten während der ganzen Saison täglich Übungsstunden abgehalten werden. Für die Abnahme der keinen Schwimmzeugnisse und für die Ausbildung zum Rettungsschwimmer waren mit dem 50 x 16-Meter-Becken des neuen Bades auch erstmals reguläre Voraussetzungen gegeben.

In diese Zeit fällt auch die Gründung der Wasserwacht Ortsgruppe Schrobenhausen, die wir mit der Ausbildung von 60 Rettungsschwimmern unterstützten.